Die Nacht war hereingebrochen. Und das Abendgeschäft eines Restaurants in der Münchner Innenstadt lief auf Hochtouren. Dabei handelte es um ein kleines Lokal mit überschaubarem Gastraum.
Ich wurde zur Leichenschau gerufen. Denn ein Drogenabhängiger hatte sich in einer Toilettenkabine eingeschlossen, offenbar um Heroin zu konsumieren. Und das hat er nicht überlebt.
Als ich eintraf waren alle Tische im Lokal voll besetzt. Die Kundschaft ließ sich offenbar das Essen schmecken. Unbeirrt von dem, was sich zeitgleich auf der Männertoilette abspielte.
Dieses gesellige Beisammensein trotz Leiche auf dem Klo, das verblüffte mich dann doch. Denn als ich ankam lief der Einsatz bereits eine Weile. Und, dass dies jemand entgangen sein könnte, das war ziemlich unwahrscheinlich. Zuviel Tumult und viele Einsatzkräfte.
Andere Gäste hatten den leblosen Mann auf der Toilette entdeckt und den Rettungsdienst verständigt. Die Türe zur Toilettenkabine wurde aufgebrochen. Rund ein Dutzend Einsatzkräfte führte noch aufwändige Reanimationsversuche durch. Der Erfolg blieb jedoch aus.
Nun rückten Polizeibeamte an. Sie sperrten die Sanitäranlagen ab. Unterdessen wichen alle Gäste gemeinsam auf die Damentoilette aus. Männer und Frauen. Der Durchgang zu den Sanitärräumen jedoch war ziemlich eng. Restaurantbesucher mussten sich an Einsatzkräften buchstäblich vorbeipressen.
Todesermittlung in vollem Restaurant
Nach Abschluss meiner Leichenschau übernahmen Kriminalbeamte die weiteren Ermittlungen. Währenddessen lief der À-la-Carte-Betrieb unbeirrt weiter. Polizeiliche Zeugenbefragungen wurden parallel im Gastraum durchgeführt. Ein anderer Platz war nicht verfügbar. Währenddessen wurde an den Nachbartischen munter Pizza und Lasagne bestellt.
Zuletzt transportierte der Bestattungsdienst die Leiche aus der Toilette ab – natürlich quer durch den Gastraum mit gemütlich mediterraner Atmosphäre.
Befremdlich war die Situation allemal. Man merkte deutlich, dass Restaurantbesucher uns aus den Augenwinkeln beobachteten. Nur das Besteck wegzulegen und das Lokal zu verlassen, daran dachte wohl niemand.
Finde es immer noch faszinierend Stefan wie du deine Arbeit machst … ?
Ich recherchiere aktuell für einen Beitrag zu ‚Einsam sterben‘ – ihr Blog war sehr informativ, vielen Dank! Tipp: Kennen Sie das Hörspiel ‚Einsam stirbt öfter – ein Requiem‘ von Gesche Piening, als Podcast auf Bayern 2 abrufbar? Ebenso wie das Hörstück ‚Der Tod unterscheidet nicht – wir schon. Bestattungen von Amtes wegen in der Großstadt.‘ Aktuell steht vor der Lukaskirche auch eine Hörinstallation zu diesem Thema (bis 22.12.).