Ich mache bei Leichenschauen immer wieder berührende und beeindruckende Erfahrungen. Dies ist überwiegend dann der Fall, wenn Angehörige zugegen sind. Der folgende Bericht ist eine solche Erfahrung.
Eine Frau, Anfang 40, war an Krebs gestorben. Ihre Eltern erzählen mir den Hergang. Vier Jahre zuvor erhielt ihre Tochter die Diagnose Krebs. Der Befund schien da bereits fortgeschritten. Ihr Arzt sprach von einer Prognose von allenfalls drei Monaten.
Sie hatte den Krebs zunächst bei sich selbst entdeckt. Sie konsultierte ihren Hausarzt. Dieser glaubte ihr zunächst nicht. Doch auf ihr Drängen veranlasste er weitere Untersuchungen. Hierbei wurde schließlich die Krebserkrankung diagnostiziert. Sie gab sich mit der Perspektiver einer nur dreimonatigen Überlebenszeit nicht zufrieden. Sie begab sich in die Hände eines Münchner Universitätsklinikums. Der Krebs wurde dort behandelt. Die Patientin wurde als geheilt entlassen.
Nach einiger Zeit bemerkte die Frau erneut, dass etwas nicht stimmte. Auf ihr Drängen suchten die Ärzte nach Metastasen (Tochtergeschwülste). Die Behandlung fokussierte sich fortan auf diese. Die Erkrankung war nun weit fortgeschritten und nicht mehr heilbar. Schließlich übernahm ein Palliativdienst die häusliche Betreuung. Die Frau konnte so ihre letzten Wochen zu Hause weitgehend und schmerzfrei verbringen.
Aus nur 3 Monaten waren 4 Jahre geworden. Mich beeindruckt das Körpergefühl und der Kampfeswille dieser Frau. Ich hätte sie gerne persönlich kennengelernt.